Eine Vogelrassel der Bronzezeit: Kult oder Kinderspielzeug?

In der späten Bronzezeit waren Rasseln in Vogelform vor allem im Süden Brandenburgs verbreitet. Nördlich von Berlin wurden diese interessanten Objekte nur vereinzelt gefunden. Ein besonders schönes Exemplar kam 1915 ins Heimatmuseum Angermünde. Es stammt von einem Gräberfeld der spätbronzezeitlichen Lausitzer Kultur (ca. 13. – 5. Jh. V. Chr.) aus Stendell.

Überwiegend wurden Vogelrasseln als Beigaben in Kinder- und Frauengräbern deponiert. Lange ging die Forschung davon aus, dass es sich bei diesen Objekten um Kinderspielzeug handelte, dass den Kindern oder den während der Geburt verstorbenen Frauen mit in die Gräber gegeben wurde.

Nähere Untersuchungen durch die Archäologin Katharina Schmeiduch M.A. zeigten jedoch, dass die Vogelrasseln oft zu groß und unhandlich waren, um Säuglingen als Spielzeug gedient zu haben. Auch finden sich häufig auf dem Rücken der Rasseln nachträglich gebohrte Löcher, die eine weitere Nutzung als Flöten nahelegen – so auch bei der Vogelrassel von Stendell. Es handelte sich also sehr wahrscheinlich um amulettartige Instrument. Bei Krankheit oder Geburt eines Kindes wurden sie genutzt, um mit ihrem Klang böse Mächte zu vertreiben. Auf ähnliche Weise tun wir dies zum Jahreswechsel mit Böllern und Raketen.

Der Wasservogel spielte in der religiösen Vorstellung der Menschen der Bronzezeit eine wichtige Rolle. Mit seiner Fähigkeit zu schwimmen und zu fliegen verband er die Sphären, die den Menschen nicht zugänglich waren. Er begegnet uns als Verzierung von Kesseln, Waffen oder Schmuckstücken mit rituellem Charakter.

Ottilie Blum
Mitarbeiterin Museum Angermünde

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